Nationalpark Egge - Ja oder Nein?

Mit dieser Frage beschäftigten sich am 15.04.2024 rund 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger bei einer Informationsveranstaltung der CDU in Sandebeck.

Als Referenten standen an diesem Abend der Regionalratsvorsitzende Heinz-Günther Koßmann, Frau Dr. Claudia Auinger von der IHK Ostwestfalen und der ehemalige Landtagsabgeordnete und Ansprechpartner des Vereins „Unsere Egge e.V.“ für den Kreis Höxter, Hubertus Fehring zur Verfügung.

Den Start machte hierbei Heinz Günter Koßmann, der die aktuell zur Diskussion stehende Gebietskulisse, den bisherigen Verfahrensgang und die unterschiedlichen Möglichkeiten, die es in Deutschland für den Naturschutz gebe vorstellte. Hauptunterschied zwischen den Schutzarten sei hierbei, so Herr Koßmann, dass bei einem Nationalpark die Flächen frei von menschlichem Einfluss bleiben sollen, während bei anderen Konzepten eher darauf geachtet wird Naturschutz und menschliche Nutzung in Einklang zu bringen.

Daran anschließend erläuterte Dr. Claudia Auinger die wirtschaftlichen Folgen eines Nationalparks. Insgesamt betrachtet zeigte sich die IHK Ostwestfalen gegenüber der Einrichtung eines Nationalparks in Ostwestfalen zwar offen. Die Gebietskulisse Eggegebirge hält sie jedoch für ungeeignet. Die überwiegende Mehrheit der Wirtschaftszweige stünde einem Nationalpark in der Egge aufgrund der Lage und den erheblichen Einschränkungen eher ablehnend gegenüber. Insbesondere die vor Ort starke Holzindustrie (ca. 6 % der Gesamtwirtschaftsleistung der Region OWL) sieht einen Nationalpark naturgemäß kritisch. Nach wie vor wird von diesen Unternehmen ein erheblicher Teil des Holzrohstoffes regional aus der Egge bezogen und dieses Holz stünde bei Einrichtung eines Nationalparks nicht mehr zur Verfügung. Aber auch andere Branchen sehen den Nationalpark unter wirtschaftlichen Aspekten eher negativ und fühlen sich in ihrer Existenz bedroht. So gaben von rd. 900 lokalen Unternehmen, die sich an der Umfrage der IHK beteiligt hatten, 245 Unternehmen an, mit wirtschaftlichen Einbußen zu rechnen. Die Hälfte dieser Unternehmen sehe sich durch die Einrichtung eines Nationalparks letzlich in ihrer Existenz bedroht.

Zuletzt stellte Hubertus Fehring dann noch die Position des Vereins „Unsere Egge e.V.“ vor. Er betonte dabei zunächst, dass derzeit schon erhebliche Anstrengungen zum Naturschutz in der Egge unternommen werden. Die Egge sei aber seit Jahrhunderten durch die Nutzung des Menschen mitgeprägt worden und in diesem Sinne eher Kulturlandschaft als Urwald. Ein „sich selbst überlassen“ würde dementsprechend auch nicht dazu führen, dass sich in absehbarer Zeit dort ein Urwald neu bildet. Vielmehr sei zu bedenken, dass auch bei einem Nationalpark mindestens während der 30-jährigen Übergangszeit menschliche Eingriffe notwendig seien, um invasive Arten in der Entwicklung zu stoppen und sicher zu stellen, dass sich der Wald in die gewünschte Richtung entwickelt. Hierbei würden auch Neuanpflanzungen entfernt, die von Forstwirten gezielt zur Stärkung der Klimaresilienz des Waldes angepflanzt wurden, da diese hier i.d.R. nicht heimisch seien. Ein Zuhörer gab zudem zu bedenken, dass es z. B. im Bayrischen Wald, dem ältesten deutschen NP, auch nach Ablauf der 30 Jahre immer noch notwendig sei, von menschlicher Seite aus einzugreifen, da sich eine Selbstregulierung nicht im Sinne des beabsichtigten Entwicklungsziels eingestellt habe. Wenn aber ohnehin ein menschlicher Eingriff dauerhaft notwendig sein sollte, würde er nicht verstehen, wieso man diese notwendigen Eingriffe, die derzeit im Rahmen der wirtschaftlichen Nutzung erfolgen, nicht im Rahmen des bereits bestehenden Naturparks umsetzt, welcher letztendlich ein guter Kompromiss zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzung sei. Für Fehring ist es unakzeptabel, jährlich ca. 10 Mio. € (in 10 Jahren bereits über 100 Mio. €) Steuergeld auszugeben, damit aber nur marginale Vorteile für die Natur zu erreichen.

Im Anschluss an die drei Vorträge konnten die Teilnehmer Fragen stellen und ihre Meinung mit den Vortragenden diskutieren, was von vielen Teilnehmern auch direkt aufgegriffen wurde.
Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Jan Franzke zeigte sich am Ende des Abends über die gelungene Veranstaltung erfreut. „Die Fragen und Diskussionsbeiträge der Teilnehmer vor Ort zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist den Menschen vor Ort in der aktuellen Situation zuzuhören und über die möglichen Folgen eines Nationalparks zu informieren.“ so Franzke.